Die zweigeschossige Werkstatt umschliesst den ursprünglichen Riegbau mit Satteldach, ein Wohnhaus mit Uhrenatelier aus dem 19. Jahrhundert. Projekttext
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Kolorierte Postkarte aus dem frühen 20. Jahrhundert mit dem ehemaligen Uhrenatelier unten rechts (Quelle: m-ici.ch). Projekttext
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Der topographische Querschnitt des im Juralängstal „Vallon de Saint-Imier“ gelegenen Gemeindegebiets erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung zwischen den Anhöhen des Mont Soleil (1‘289 m. ü. M.), über die Senke La Chaux d‘Abel (800 m. ü. M.) bis zur nördlichen Krete der Chasseral-Kette (höchster Punkt „Cornette“ mit 1‘490 m. ü. M.). Im Tal fliesst die Schüss. Die jüngere Geschichte der zweisprachigen Gemeinde ist geprägt von der Uhrenindustrie des 19. Jahrhunderts, die das landwirtschaftlich ausgerichtete Dorf in ein kleines Städtchen mit internationalem Bekanntheitsgrad transformieren liess. Saint-Imier weist eine lange Tradition als wichtiger Ort der anarchistischen Bewegung in Europa auf und ist heute bedeutender Kunst- und Kulturort des Berner Juras.
Das am Hang gelegene Haus zeugt von einer vielschichten Vergangenheit. Das von einem parzellenfüllenden zweigeschossigen Bau mit Flachdach umschlossene, älter datiere Rieghaus ragt mit seinem Satteldach über die Dachfläche des jüngeren Gebäudes hinaus. Die Innenwelt ist von der räumlichen Verschachtelung geprägt und erinnert zeitweise an eine Theaterkulisse: die inneren Fassaden lassen die Übergänge von innen und aussen verschleifen, der auf den Innenwänden reflektierte zenitale Lichteinfall sorgt für eine angenehme Grundausleuchtung, die Schnittfigur ist von mehreren Niveausprüngen bestimmt. Die Bausubstanz ist in einem sehr schlechten Zustand, die haustechnischen Einrichtungen sind veraltet oder gar nicht vorhanden. Das Haus ist weder gedämmt noch beheizt.
Der ehemaligen Werkstatt soll ein Wohnatelier eingeschrieben werden. Die Faszination der bestehenden innenräumlichen Verschachtelung soll weiterhin erlebbar bleiben. Das Rieghaus bildet das Herzstück und entwickelt sich durch einfache bauliche Massnahmen zum Alleskönner: der Rückbau des Dachbodens wirkt den für einen dauerhaften Auftenthalt unzureichenden Raumhöhen entgegen, das Zwischenklima der zweigeschossigen Laube bereichert das Raumangebot und lässt verschiedene Nutzungsszenarien zu, die transluszente Bedachung erzeugt einen grosszügigen Oblichtkörper für die diffuse Grundausleuchtung der bisher schwach belichteten Wohnräume. Die Aktivierung der Dachterrasse lässt einen neuen Weitblick in der Gassensituation zu.
Bauauftraggebende:
Privat
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